Verwilderte HAUSTAUBEN

 
   

Die Bezeichnung Ratten der Luft wäre angebrachter.

Die Diskussion auf zwei Ebenen

Sicherlich eine Neuigkeit für viele Leser, dass verwilderte Haustauben in der Regel katastrophale Folgen mit sich bringen und Stadtverwallungen diesbezüglich vielfach mit enormen Problemen konfrontiert sind, denn neben den Kotverschmutzungen sind verwilderte Haustauben gefährliche Krankheitsüberträger. Doch trotz aller Gefahren ist in vielen Köpfen immer noch die Taube als Friedenssymbol fest verankert. Und wenn es nicht die Friedenstaube ist, dann sind es die Urlaubserinnerungen der frühen Kindheit, Venedig, Markusplatz und Tauben. Kein Wunder also, dass solche Diskussionen, von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen, in der Regel auf zwei Ebenen geführt werden. Auf der einen Seite wird auf sachlicher und vernünftiger Ebene argumentiert, während auf der anderen Seite, oft ein großer Teil der Bevölkerung, die Gefühlsebene doch vielfach überwiegt, wenn nicht sogar vorherrscht. Vor diesem Hintergrund soll ihnen der folgende Beitrag einmal aufzeigen, dass verwilderte Haustauben in zunehmendem Maße sehr ernst zu nehmende Krankheitsüberträger sind; doch zunächst auch ein paar Worte zur Biologie und den charakteristischen Lebensweisen.

   

Welche Schäden werden angerichtet?

Auch in Bezug auf die Schadbilder, die durch Tauben verursacht werden, herrscht in der Bevölkerung ein enormes Wissensdefizit. Abgesehen davon, dass auch Tauben gefährliche Krankheitsüberträger sind, was nahezu nur in Fachkreisen bekannt ist, werden selbst sichtbare Kotverschmutzungen von Taubenfanatikern als harmlos heruntergespielt. Alles in allem Gründe, die verschiedenen Schadbilder noch einmal zusammenfassend aufzuzeigen.

   

Belästigung und Beschmutzung von Taubenkot

Eine Taube produziert pro Jahr etwa 5-6 Pfund Kot. Da, wie bereits aufgezeigt, die Taube selten allein kommt, summiert sich die Kotmenge eines Schwarmes zu beträchtlichen Mengen. Öffentliche Gebäude, Wohnhäuser und Denkmäler werden mitunter so stark beschmutzt, dass alte Fassaden beispielsweise in erheblichem Maße beschädigt werden. Um einer ernsthaften Beschädigung vorzubeugen, werden demnach gerade historische Gebäude regelmäßig gereinigt und saniert, was dann aber wieder enorme Summen an Geld verschlingt und die öffentlichen Kassen in erheblichem Maße belastet. Doch damit nicht genug, Tauben brauchen zur Verdauung täglich größere Mengen Grit (Sandstein), womit Mauer- und Putzteile nicht nur durch Taubenkot, sondern ebenfalls durch Fraß beschädigt werden. Außerdem schleppen die Tiere Körner aller Art mit sich oder scheiden diese unverdaut wieder aus, so dass sich auf Dächern und Dachrinnen oder an Mauersimsen eine üppige Vegetation bilden kann. Damit kommen zu den primären weitere sekundäre Schäden hinzu. Bei den zahlreichen Beschwerden, die bei den öffentlichen Ämtern eingehen, wird aber nicht nur über die Verschmutzung selbst geklagt, sondern ebenso über die Geruchsbelästigung durch den übel stinkenden Taubenkot. Der Gestank wird teilweise so stark geschildert, dass in ungrenzenden Wohnungen die Fenster nicht geöffnet werden können.

Krankheitsüberträger und eine Gefahr für die Hygiene

Viel schwer wiegender als die oben aufgezeigten Folgen des Taubenkotes ist die Tatsache, dass verwilderte Haustauben nicht nur eine Gefahr für die Hygiene sind, sondern ebenso Krankheiten übertragen. Insbesondere Salmonellen sind teilweise in hohen Prozentsätzen in den Beständen der Tiere. Und sicher keine Neuigkeit für Sie, dass Salmonellen beim Menschen zu schweren Magen-Darm-Erkrankungen führten.

Daneben ist auch die Tuberkulose in vielen Populationen verbreitet, die zwar in erster Linie für Hausgeflügel eine Gefahr darstellt, aber auch auf den Menschen übertragbar ist. Nicht unerwähnt sollte die Papageien-Krankheit sein, an der vor allem Jungtauben sterben; Alttauben, ebenso von dieser Krankheit befallen, haben aber offensichtlich so viele Antikörper im Blut, dass die Krankheit nicht zum Ausbruch kommt, die Taube selbst aber in jedem Fall als Zwischenwirt fungiert.
Bei den bekannt gewordenen menschlichen Papageienkrankheiten bildete stets ein besonders enger Kontakt mit den Tauben die Voraussetzung zur Infektion. Wobei eine direkte Übertragung von der verwilderten Haustaube auf den Mensch nicht unbedingt erforderlich ist. Ebenso besteht die Möglichkeit, dass verwilderte Haustauben Rassetauben infizieren und sich die Krankheit so einen Weg zum Menschen bahnt.

Neben der Gefahr der Übertragung von Krankheitskeimen können Tauben auch verursachend für Plagen durch Gliederfüßer sein. In Taubennestern und auf den Nist- sowie Schlafplätzen entwickelt sich eine Vielfalt von Gliederfüßern, die von hier aus ihren Weg zu dem Wohn- und Arbeitsbereich des Menschen nehmen. Besonders hervorzuheben sind die Taubenmilbe und Taubenzecke, die bei hoher Population entsprechend stark auftreten und dann nicht nur die Tauben peinigen sondern auch die Menschen in den ungrenzenden Wohnungen, was in der Regel zu ernsthaften Erkrankungen und Allergien führt. Taubenzecken bringen darüber hinaus den enormen Nachteil mit sich, dass sie äußerst robust sind und durch eine sparsame Lebensweise mehrere Hungerperioden schadlos überstehen können. Ferner sind sie außerordentlich widerstandsfähig gegenüber chemischen und physikalischen Einflüssen, was ihre Bekämpfung ganz wesentlich erschwert.

Neben Milben und Zecken sind ebenfalls schon Bettwanzen in Wohnungen aufgetreten, die an Taubenniststätten angrenzten. Auch hier konnte bei Untersuchungen ein direkter Bezug zu den Taubennestern hergestellt werden. Doch damit nicht genug, Untersuchungen von Taubenkot, Nistplätzen, Federn und Futterresten haben gezeigt, was sich sonst noch so alles im Umfeld der verwilderten Haustaube tummelt: Larven der Pelzmotte, Larven der Samenmotte, Larven der Kleidermotte, Brot- und Mehlküfer, der gemeine Diebskäfer, der Speckkäfer, Larven von Zweiflüglern (Difteren) und Bücher- bzw. Staubläusen. Ebenso aber in geringem Umfang wurden Silberfischchen, Moderkäfer, räuberische Milben und die Larven von Fensterfliegen gefunden. Bei den in der Stadt lebenden verwilderten Haustauben kommt noch hinzu, dass ein Befall von Ungeziefer (Milben, Federlinge, Flöhe etc.) um ein Vielfaches höher ist als bei den Artgenossen, die auf dem Land leben. Denn in der Stadt fehlt die Gelegenheit zu ausgiebigen Sandböden.